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44.Ausstellung Linda Blüml

44.Ausstellung Linda Blüml

44.Ausstellung Linda Blüml

44.Ausstellung Linda Blüml

44.Ausstellung Linda Blüml

44.Ausstellung Linda Blüml

44.Ausstellung Linda Blüml

44.Ausstellung Linda Blüml

44.Ausstellung Linda Blüml

44.Ausstellung Linda Blüml

44.Ausstellung Linda Blüml

 

 

Ausmalbilder

Prestige

Erinnerung

Linda Blüml

"Spielraum"
Installation

Ausstellung bis
16. September 2012

 

Linda Blüml, geb. 1977 in München, Bildhauerin und Malerin, lebhaft in Potsdam, mit Wurzeln im Chiemgau, sagt zu ihrer Kunst: „Meine Arbeit bewegt sich zwischen Wärme und Kälte, zwischen gefü(h)ltem Inneren und hohlem Äußeren.“

Zum Ausstellungstitel: „Spielraum“:
Linda Blüml: „Wie viel Spielraum haben wir? Hier geht es um das Spielerische an sich. Um einen spielerischen Umgang. Ob man nur funktioniert, sich in die Gesellschaft oder die ei-genen Vorstellungen einfügt, oder ob man frei im Moment agiert.“

Die Installation wird aus verschiedenen Teilen bestehen:

1. „Prestige“ (Marmorskulpturen in klassischen Spielzeugformen wie z.B. der Teddybär)
Linda Blüml: „Marmor ist edel und wertvoll. Aber kann man damit spielen? Ein teurer Teddy, kalt und hart, mit dem man nicht kuscheln kann, ist für mich Sinnbild für einen wert-verschobenen Umgang mit sich selbst. Was hat man von Prestige und Scheinwerten (oder Wertscheinen)? Als Ersatzbefriedigung verlieren die Dinge nicht nur einen Teil ihrer Wirksamkeit, sondern sind gar gänzlich ihres Sinns und Zwecks beraubt. Mit der „Serie Prestige“ versuche ich dem Gefühl dieser Täuschung und Enttäuschung auf den Grund zu gehen.“

2. Als Metamorphose stehen, teilweise noch zwischen den Marmorfiguren, Knetfiguren aus Ton auf den Schaufensterauslagen.
Linda Blüml: „Sie sind sehr direkt aus dem Gefühl heraus entstanden, ungefiltert, unbearbeitet. Einfacher Ausdruck, unverstellt, ungeschminkt, körper-und gefühlsbetont. Sie sind unvollkommene Skizzen und können auf Wunsch in Beton oder Bronze gegossen werden.“

3. An den Wänden werden Ausmalbilder hängen, die Linda Blüml entworfen und bemalt hat. Sie verfolgen das Prinzip der Vorlage, stehen für Uniform und Enge, der man entflieht, indem man sich traut, über den Rand zu malen.
Linda Blüml: „Hierbei probiere ich mehrere Herangehensweisen. Zum einen bemühe ich mich zunächst um ein sauberes Ausmalen - strenger als ich sonst den Stift führen würde, nicht schraffierend oder locker. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem es anfängt zu nerven. Dann bricht der Stift aus. Ein eher aggressiver Akt. Zum anderen suche ich nach dem jeweiligen Aspekt, der mich reizt, der Vorlage „eins auszuwischen“. Bikinifigur mit Clownsnase, brave Gretel mit Zigarre und Stiefel, Polizist in Unterhose. Ein lustiger Vorgang. Außerdem gibt es Dinge, aus denen etwas ausbrechen will, es aber nicht kann: ein schreiendes Gesicht, gefangen im iPhone oder im Fernseher, ein kauernder Mensch, ein Vogel im Haus...“

4. Im Raum werden so genannte „Erinnerungsfotos“ in Dia-Rahmen hängen, als „Erinnerungs-Hilfe“ an sein inneres Kind, ans Spielen-Nicht-Vergessen.

5. „Rückruf“ Im Vorfeld hat die Künstlerin mit einem kurzen Video um buntes Plastikspielzeug gebeten und darin vor deren Gefahren gewarnt. Diese Ansammlung wird in einem „Gitterbett“ präsentiert werden. Als Schadensersatz bietet die Künstlerin übrigens ein „Touch PET“ an = Fellstücke in iPhone-touchpad-Größe für die tägliche Streicheleinheit. Linda Blüml: „Ein Kinderbett voll plappernder Plastikspielzeuge, voll greller Farben, Comic-Gesichter, fröhlich-künstlicher Musik. Kein Kind hat hier mehr Platz zu spielen. Geschweige denn, Ruhe zu finden. Diese Installation in der Installation zeigt, welcher Überreizung, Überfrachtung von Dingen wir uns täglich aussetzen, zeigt es ebenso plump und plakativ wie die billigen Reize selbst, die unsere Aufmerksamkeit erzwingen. Der „Serie Prestige“ also steht diese „Rückrufaktion gegenüber. Da ist zwar auch nicht alles billig (nur die Herstellung, die entsprechend mit Ausbeutung, Umweltbelastung und Schädlichkeit der Produkte einhergeht), doch da geht es vor allem um billige Reize. So verführerisch wie die Süßigkeiten und ebenso ungesund. So übersüßt, überladen, dass auch hier vom eigentlichen Sinn nichts mehr übrig bleibt, dass der eigentliche Hunger nicht gestillt wird. Soll er auch nicht, denn leere Dinge machen süchtig und Sucht ist lukrativ. Erwachsene sind dabei nicht weniger anfällig. Wie gerne werden Schnäppchen gejagt, Dinge gekauft, die man nicht braucht, wird sich mit schlechten Imitaten zufrieden gegeben und man merkt gar nicht, dass man das eigene Leben zu einem schlechten Imitat verkommen lässt. Wo ist also der Spielraum zwischen Prestige und billig? Wo liegen denn nun die eigentlichen Werte? Für mich sind sie genau da, wo man anfängt, aktiv zu werden, wo es zum Erleben kommt. Wobei aktiv nicht Aktivismus heißt, sondern vielmehr: Zeit haben. Ruhe. Muße wahrzunehmen. Muße zu spielen. Und wann spielt man mehr, als wenn man nichts hat, wenn man also improvisieren muss? Warum Kinderspielzeug? Weil der Kontrast am größten ist zwischen dem zarten Kind und der Reizüberflutung. Weil auf den ersten Blick kaum etwas fröhlicher aussieht wie dieses Kinderspielzeug und kaum etwas mehr enttäuscht. Weil wir alle einmal Kinder waren. Weil wir innen vielleicht noch genauso zart sind und nach den gleichen essenziellen Dingen hungern, wie als Kinder, nur dass wir als Erwachsene selbst dafür verantwortlich sind.“

6. „Spielen“ Zum Spielen gibt es für die Besucher im „Spielraum“ die Möglichkeit, auf einfache Art selbst kreativ zu werden, zu kneten oder zu malen.
üml: „Auch ich muss mich immer wieder befreien von meinen Vorstellungen, Zwängen und Zweifeln. Meine Hauptaufgabe für diese Ausstellung war es, zu spielen. Formen, die ihren eigenen Weg suchen, verträumt in meiner Matschehand, drüber hinausmalen und: Spaß haben - mein Leitsatz! Aber was ist Spaß? Muss es lustig sein? Für mich heißt es, dass mir das Herz auf geht. Und das passiert, wenn ich dem Umrissbild der Frau im Bikini Hasenohren male, genauso, wie wenn ich ein trauriges Gesicht knete, weil ich traurig bin. Es ist der unmittelbare Ausdruck, eine Art Notwendigkeit im Augenblick. Es ist das Unfertige, das Unvollendete, der Prozess des Spielens, den ich hier sicht-bar machen will. „Lernen wo andere noch spielen“ - ein aktueller Slogan aus der Spielzeugbranche. Spielen ist für mich nicht irgend eine Nebenbeschäftigung, etwas, das man in der Freizeit tut. Spielen IST lernen, ist lebendig, wachsam und beweglich sein, kommunizieren, kreativ sein in allen Bereichen, spielen ist eine Lebensgrundlage. Und führt dazu, nichts mehr zu brauchen. Außer Zeit.“

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